Facetten des Monats Mai 2018
Ania Diamantis
Über Atempausen und Ressourcen
Ich bin wieder einmal an der Reihe, einen Text für die Facetten zu schreiben. Kurzfristig und ganz spontan darf ich euch etwas über mich erzählen. Ich hatte nicht lange Zeit, über das Thema nachzudenken, also schreibe ich, was mir in den letzten Tagen im Aussen so oft begegnet ist: wie wichtig Ressourcen und Atempausen sind – und wie Atempausen aussehen können. Wir leben in einem dualen System, das heisst z.B., dass alles neben einer Sonnen- auch eine Schattenseite hat. Jeder trägt seinen Rucksack mit sich und jeder hat andere Lern- und Lebensaufgaben zu bewältigen. Entscheidend ist für mich, wie ich mit den mir gestellten Aufgaben, mit Krisen und mit meinen Gefühlen umgehe. Zum Glück haben wir die Möglichkeit, uns zu verändern. Früher war mein Glas meistens halb leer. Mittlerweile habe ich gelernt zu sehen, dass es nicht nur halb leer, sondern gleichzeitig auch immer halb voll ist. Wenn ich es in meinem Leben mal wieder schwierig finde, mein Alltag mich «aufzufressen droht» oder mir jemand begegnet mit dem ich es nicht einfach finde oder mich etwas beschäftigt und ich es nicht loslassen kann, stelle ich mir heute zwei Fragen: Was hat das Ganze (die Situation) mit mir zu tun? Und: Was tut mir jetzt gut? Was kann ich mir zuliebe tun? Um diese zweite Frage zu beantworten kann es hilfreich sein, sich immer mal wieder zu überlegen, welche Ressourcen man in seinem Leben hat. Und da ich diesen Text für die Facetten vom Link schreibe, verrate ich dir gerne einige meiner Ressourcen: Ich liebe es, im Wald spazieren zu gehen. Wenn ich das mache, bin ich danach wieder in meiner Leichtigkeit und meiner Lebensfreude. Gerne ziehe ich mich mit einem Buch zurück und lasse die Seele baumeln – für einen Moment alles um mich herum vergessen und in eine andere Welt eintauchen, das lädt meine «Batterien» wieder auf. Ich bin sehr gesellig und eine Ressource von mir ist, mit einer Freundin gemütlich einen Kaffee zu trinken. Mich auszutauschen, spontan und ohne Erwartung, möglichst mitten im Trubel des Alltags und genau dann, wenn ich eigentlich gar keine Zeit habe, das tut mir sooo gut. Meine grösste Ressource ist das Meer. Leider kann ich nicht jeden Monat und auch nicht jedes Jahr ans Meer fahren. Doch wir Menschen haben das Glück, mit unseren Gedanken und unserer Fantasie sehr weit zu kommen. So schliesse ich manchmal die Augen und stelle mir vor, wie ich am Strand sitze, den warmen Sand spüre und den Wellen zuschaue, wie sie kommen und gehen. Hin und Her. Kommen und Gehen. Dieses Bild und meine Gefühle beruhigen meine Gedanken und wenn ich wieder «da bin», fühle ich mich viel ruhiger und ausgeglichener. Zugegeben, diese Ressourcen brauchen Zeit. Und manchmal schaffe ich es nicht, mir die Zeit zu nehmen. Oder vielleicht müsste ich eher schreiben, will ich mir die Zeit nicht nehmen. Denn Zeit haben wir ja im Überfluss. Doch das ist ein anderes Thema – vielleicht für die nächsten Facetten von mir …? Auf alle Fälle gibt es da noch meine Atempausen. Ich praktiziere sie täglich, manchmal mehr und manchmal weniger. Und sie laden mich innert Sekunden oder Minuten auf, sie beruhigen meine Gedanken und vor allem bringen sie mich wieder zu mir. Gerne verrate ich dir ein paar meiner Atempausen: Genau jetzt, während des Schreibens des Textes, habe ich eine praktiziert. Ich habe für einen kurzen Moment mit dem Schreiben aufgehört und mich bewusst für ein paar Atemzüge nur auf meinen Atem konzentriert. Ohne etwas zu verändern habe ich ihn beobachtet und bewusst wahrgenommen. Mein Leben hat an Qualität zugenommen, seit ich dieses bewusste Atmen mehrmals täglich praktiziere. Wenn ich irgendwo warten muss, habe ich mir angewöhnt, meine Füsse bewusst zu spüren. Versuch es doch auch einmal. Was macht es mit dir? Bei mir passiert meistens, dass ich merke, wie unbewusst ich wieder mal durchs Leben gegangen bin. Durch das Spüren der Füsse, v.a. der Verbindung zur Erde fühle ich mich geerdet und merke, wie ich besser im Hier und Jetzt sein kann. Als Kind war ich eine grosse Tagträumerin. Als Atempausen – z.B. wenn ich bei diesem Text nicht mehr weiter weiss – setze ich das Träumen bewusst ein. Ich verrate dir nicht, was ich gerade geträumt habe und ehrlich gesagt weiss ich auch nicht, wie lange es gedauert hat. Doch es waren bestimmt nicht mehr als zwei oder drei Minuten. Jetzt bin ich wieder frisch und voller Ideen und die Worte kommen wie von selber. Es gibt in meinem Leben noch viele Varianten von Atempausen. Doch ich denke, ich sollte langsam zum Ende kommen. Bei Atempausen geht es für mich um Achtsamkeit und bewusstem Wahrnehmen von dem, was gerade ist: wie atme ich, wie fühlt sich das Trinken des nächsten Schluckes an, wie geht es meinem Körper und kann er etwas brauchen, für was bin ich jetzt, in diesem Moment gerade dankbar? … Ressourcen und Atempausen haben für mich mit Selbstliebe zu tun. Und Selbstliebe wünsche ich jedem von uns. Pass gut auf dich auf, achte auf dich, nimm dich wichtig! Es ist nicht egoistisch, sondern überlebenswichtig, sich selber nicht zu vergessen. Darum praktiziere ich die Atempausen täglich und die Ressourcen so oft wie möglich und fühle mich wohl damit! |