Gedanken zum Interview mit Bertrand Piccard in der Sternstunde Philosphie
Artikel von Rolf Ackermann

Vor ca. 3 Wochen gab Bertrand Piccard auf SRF1 in der Sternstunde Philosophie ein sehr spannendes ca. 1-stündiges Interview, welches mich sehr inspirierte und in welchem sich mir viele Parallelen zu der heutigen Zeit eröffneten.
Gleichzeitig konfrontierte es mich mit Themen, die ich in meiner Gesundheitspraxis tagtäglich erlebe und mich anregten, diese Themen zu reflektieren.
Es würde mich freuen, wenn viele unserer Kunden und Kundinnen dieses Interview auch sehen oder hören könnten. Aus diesem Grunde ist der link zu dem Video unten angefügt:
Photo: "Solarimpulse" Flugrevue
Gleichzeitig konfrontierte es mich mit Themen, die ich in meiner Gesundheitspraxis tagtäglich erlebe und mich anregten, diese Themen zu reflektieren.
Es würde mich freuen, wenn viele unserer Kunden und Kundinnen dieses Interview auch sehen oder hören könnten. Aus diesem Grunde ist der link zu dem Video unten angefügt:
Photo: "Solarimpulse" Flugrevue
Das Interview regte mich zum Nachdenken über vier Themen an, die ich nachfolgend gerne erläutern werde.
Bertrand Piccard spricht in dem Interview über Mut und darüber, dass in Krisen Vertrauen eine grundlegende Basis ist. Doch wie komme ich ins Vertrauen?
Vertrauen entsteht, indem ich wage, mich zu öffnen, mich zu zeigen, über mich, meine Ängste, meine Wünsche, meine Bedürfnisse zu sprechen, mich meinem "Gegenüber" auch angreifbar zu machen. Dadurch entsteht ein Risiko, dass ich verletzt werden kann, aber auch, dass Vertrauen aufgebaut und Beziehungen entstehen können.
Das heisst, dass ich meine Gedanken, die mich dazu bringen, Entscheidungen zu treffen, auch mitteilen muss, damit mein Gegenüber dies verstehen und nachvollziehen kann. In der Corona Krise hat mir dies häufig gefehlt. Mir wurden Entscheidungen kommuniziert, ohne dass es für mich nachvollziehbar war, wie diese entstanden sind. Welche Abwägungen wurden vollzogen, welche Szenarien wurden aus welchen Gründen abgeschrieben? Dies war für mich nicht wirklich vertrauensfördernd.
Aber handle ich selbst so in meinem Leben, in meiner Arbeit? Erkläre ich meine Gedanken, erläutere ich jeden Schritt meiner Gedankengänge oder teile ich nur das Ergebnis meiner Gedanken mit?
In einem Talk Spezial von Servus TV mit Prof. Dr. Sucharit Bhakhdi: Corona Wahn ohne Ende? (link dazu: https://www.servustv.com/videos/aa-23ud73pbh1w12/ ) wagt sich Sucharit Bhakdi, genau dies zu tun, seine Gedanken zu äussern, seinen Standpunkt mitzuteilen, sich dadurch angreifbar zu machen, aber auch in die Selbstverantwortung zu gehen. Was Sucharit Bhakdi da anspricht, fühlt sich für mich sehr vertrauensvoll an, auch wenn es vielleicht ein Weg ist, der ungewisser als der momentan Eingeschlagene ist. Für mich fühlt sich ein Weg, der der Natur entspricht, vertrauensvoller an. In diese Richtung geht auch die Aussage des deutschen Virologen Hendrik Streeck, der davon ausgeht, dass wir damit rechnen müssen, nicht in naher Zukunft eine wirksame Impfung zur Verfügung zu haben (https://www.srf.ch/news/international/virologen-optimistisch-es-wird-keine-zweite-welle-geben-die-uns-ueberschwemmt). Inwieweit diese Aussagen letztendlich stimmig sind oder sich eventuell als Schritt in eine "falsche" Richtung zeigen, ist für mich nicht beurteilbar. Aber sie ermöglichen mir zumindest eine zweite Sichtweise.
Im Interview spricht Bertrand Piccard auch darüber, dass er - darauf angesprochen, dass er durch seinen Vater und Grossvater seinen Werdegang als Abenteurer fast in die Wiege gelegt erhalten hat - nicht nur einen Vater und einen Grossvater hatte, die ihn prägten, sondern auch eine Mutter, die eine ganz andere Seite in ihm geweckt und gefördert hat.
Prägungen sind für jeden Menschen wichtig, und wenn ich meine Kindheit und Jugend reflektiere, so waren es zwei Dinge, die für die Gestaltung meines Lebens entscheidend waren. Ich erarbeitete mir die Freiheit, mir meinen eigenen Standpunkt, meine Sicht der Welt zu gestalten, und ich lernte, dass ich in die Handlung kommen musste, wenn ich etwas erreichen wollte. Ich erfuhr, dass ich meinen Weg gehen darf oder muss, um mich selbst zu bleiben, auch wenn dies nicht ein gesellschaftlich konformer Weg ist. Wenn dieser sich als Irrweg entpuppt, so bin ich gefordert, trotzdem in die Verantwortung meiner Entscheidung zu tragen. Fehler geschehen, und aus diesen kann ich lernen, wenn ich dazu stehen kann und mich darauf einlasse, neue Wege ins Auge zu fassen. Bertrand Piccard nennt dies in seinem Interview das Verändern der Flughöhe, um zu seinem angestrebten Ziel zu kommen.
In meiner Praxis bin ich täglich damit konfrontiert, Ursachenforschung zu betreiben, und diese "Déformation professionelle" liess mir keine Ruhe, die Corona Krise aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Vieles weist darauf hin, dass es Menschen gibt, die nicht auf das Virus reagieren. Es gibt Menschen, die weder angesteckt noch eine Immunabwehr zeigen. Was ist dann also die Ursache? Kann es sein, dass wir als Gesellschaft und dadurch auch als Individuen eine so schwache Immunabwehr haben, dass dieses Virus uns angreifen und so stark verletzen kann? Und wenn ja, was sind die Ursachen, die unsere Immunabwehr so geschwächt haben?
Da gibt es viele Bereiche, die es zu hinterfragen gilt, wie zum Beispiel die Ernährung, Zeit zur Regeneration, Beschäftigung mit Tätigkeiten, die uns wichtig sind und uns Freude bereiten etc. Mir ist dabei bewusst, dass die Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen aufgrund sozioökonomischer und demografischer Umständen nicht für alle gleichermassen umsetzbar sind. Ich bin dankbar, in einer Position zu sein, mir diese Gedanken machen zu können und diese Gedanken auch zu teilen.
Wie Bertrand Piccard sagt, kann eine Krise eine grosse Chance sein, Handlungsweisen, Gewohnheiten, Werte, Glaubenssätze, sogar seine Identität zu verändern, wenn ich den Mut und das Vertrauen habe, in die Eigenverantwortung zu gehen, mich zu reflektieren und meinen Nachfahren eine nachhaltige Welt hinterlassen möchte. Denn dass die Welt, wie sie vor Covid-19 war, in einem kranken Zustand war, steht für mich ausser Frage.
Ob eine Ursache dafür eine immer stärker wahrnehmbare Angst ist - eine Angst davor, Fehler zu machen, eine Angst, Kinder zu überfordern oder ihnen zu wenig zu bieten, eine Angst, etwas zu verpassen, eine Angst, nicht genügend Anerkennung zu erhalten oder was es sonst noch so alles an Ängsten gibt - ist an uns Menschen, zu reflektieren, zu hinterfragen. Letztendlich trifft jeder Mensch für sich selbst eine Entscheidung um bei sich Veränderungen einzuleiten. Angst ist für mich ein hemmendes Gefühl, das, wenn es im Übermass vorhanden ist, viele Handlungen und Entscheidungen blockieren kann.
Durch die von fast der gesamten Welt gewählten Strategie der Unterdrückung des Virus werden wir wohl noch lange von dieser Angst vor Ansteckungen geprägt sein. Aufgrund dessen, dass Covid-19 ein Ereignis ist, welches die ganze Welt betrifft, und wir alle erfuhren in Angst leben zu müssen, hoffe ich auf eine stärkere Sensibilität und ein globales Denken gegenüber allen Menschen auf unserer Erde. Und vielleicht ist gerade deshalb dies der Weg, damit wir uns in Mitgefühl gegenüber Betroffenen aus Kriegsgebieten, Hungerleidenden oder "Industrieausgebeuteten" üben dürfen. Wie kann ich dieses Mitgefühl in meine täglichen Entscheidungen und mein Tun einfliessen lassen?
Wenn ich meine Zeilen lese, so ist da fast eine eigene kleine "Sternstunde" entstanden. Mir war wichtig, dies aufschreiben zu können, um meine Gedanken in Worte zu fassen, mich zu zeigen, um meine Verantwortung, die auch ich in dieser Welt zu tragen habe, wahrzunehmen. Was dies in euch allen, die diese Zeilen lesen, auslöst, kann und will ich nicht beeinflussen. Es würde mich freuen, wenn sie dazu beitragen, dass wir alle unsere Eigenverantwortung wahrnehmen, unser Vertrauen in uns selbst stärken, wir über unsere Gedanken kommunizieren und einen bewussten Umgang mit unseren Ängsten erlernen.
All diese Gedanken wurden in der Absicht geschrieben, positiv in die Zukunft zu schauen, ohne dabei zu vergessen, dass viele durch Covid-19 einen grossen Verlust erlitten haben.
Mit herzlichen Grüssen
Rolf
Bertrand Piccard spricht in dem Interview über Mut und darüber, dass in Krisen Vertrauen eine grundlegende Basis ist. Doch wie komme ich ins Vertrauen?
Vertrauen entsteht, indem ich wage, mich zu öffnen, mich zu zeigen, über mich, meine Ängste, meine Wünsche, meine Bedürfnisse zu sprechen, mich meinem "Gegenüber" auch angreifbar zu machen. Dadurch entsteht ein Risiko, dass ich verletzt werden kann, aber auch, dass Vertrauen aufgebaut und Beziehungen entstehen können.
Das heisst, dass ich meine Gedanken, die mich dazu bringen, Entscheidungen zu treffen, auch mitteilen muss, damit mein Gegenüber dies verstehen und nachvollziehen kann. In der Corona Krise hat mir dies häufig gefehlt. Mir wurden Entscheidungen kommuniziert, ohne dass es für mich nachvollziehbar war, wie diese entstanden sind. Welche Abwägungen wurden vollzogen, welche Szenarien wurden aus welchen Gründen abgeschrieben? Dies war für mich nicht wirklich vertrauensfördernd.
Aber handle ich selbst so in meinem Leben, in meiner Arbeit? Erkläre ich meine Gedanken, erläutere ich jeden Schritt meiner Gedankengänge oder teile ich nur das Ergebnis meiner Gedanken mit?
In einem Talk Spezial von Servus TV mit Prof. Dr. Sucharit Bhakhdi: Corona Wahn ohne Ende? (link dazu: https://www.servustv.com/videos/aa-23ud73pbh1w12/ ) wagt sich Sucharit Bhakdi, genau dies zu tun, seine Gedanken zu äussern, seinen Standpunkt mitzuteilen, sich dadurch angreifbar zu machen, aber auch in die Selbstverantwortung zu gehen. Was Sucharit Bhakdi da anspricht, fühlt sich für mich sehr vertrauensvoll an, auch wenn es vielleicht ein Weg ist, der ungewisser als der momentan Eingeschlagene ist. Für mich fühlt sich ein Weg, der der Natur entspricht, vertrauensvoller an. In diese Richtung geht auch die Aussage des deutschen Virologen Hendrik Streeck, der davon ausgeht, dass wir damit rechnen müssen, nicht in naher Zukunft eine wirksame Impfung zur Verfügung zu haben (https://www.srf.ch/news/international/virologen-optimistisch-es-wird-keine-zweite-welle-geben-die-uns-ueberschwemmt). Inwieweit diese Aussagen letztendlich stimmig sind oder sich eventuell als Schritt in eine "falsche" Richtung zeigen, ist für mich nicht beurteilbar. Aber sie ermöglichen mir zumindest eine zweite Sichtweise.
Im Interview spricht Bertrand Piccard auch darüber, dass er - darauf angesprochen, dass er durch seinen Vater und Grossvater seinen Werdegang als Abenteurer fast in die Wiege gelegt erhalten hat - nicht nur einen Vater und einen Grossvater hatte, die ihn prägten, sondern auch eine Mutter, die eine ganz andere Seite in ihm geweckt und gefördert hat.
Prägungen sind für jeden Menschen wichtig, und wenn ich meine Kindheit und Jugend reflektiere, so waren es zwei Dinge, die für die Gestaltung meines Lebens entscheidend waren. Ich erarbeitete mir die Freiheit, mir meinen eigenen Standpunkt, meine Sicht der Welt zu gestalten, und ich lernte, dass ich in die Handlung kommen musste, wenn ich etwas erreichen wollte. Ich erfuhr, dass ich meinen Weg gehen darf oder muss, um mich selbst zu bleiben, auch wenn dies nicht ein gesellschaftlich konformer Weg ist. Wenn dieser sich als Irrweg entpuppt, so bin ich gefordert, trotzdem in die Verantwortung meiner Entscheidung zu tragen. Fehler geschehen, und aus diesen kann ich lernen, wenn ich dazu stehen kann und mich darauf einlasse, neue Wege ins Auge zu fassen. Bertrand Piccard nennt dies in seinem Interview das Verändern der Flughöhe, um zu seinem angestrebten Ziel zu kommen.
In meiner Praxis bin ich täglich damit konfrontiert, Ursachenforschung zu betreiben, und diese "Déformation professionelle" liess mir keine Ruhe, die Corona Krise aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Vieles weist darauf hin, dass es Menschen gibt, die nicht auf das Virus reagieren. Es gibt Menschen, die weder angesteckt noch eine Immunabwehr zeigen. Was ist dann also die Ursache? Kann es sein, dass wir als Gesellschaft und dadurch auch als Individuen eine so schwache Immunabwehr haben, dass dieses Virus uns angreifen und so stark verletzen kann? Und wenn ja, was sind die Ursachen, die unsere Immunabwehr so geschwächt haben?
Da gibt es viele Bereiche, die es zu hinterfragen gilt, wie zum Beispiel die Ernährung, Zeit zur Regeneration, Beschäftigung mit Tätigkeiten, die uns wichtig sind und uns Freude bereiten etc. Mir ist dabei bewusst, dass die Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen aufgrund sozioökonomischer und demografischer Umständen nicht für alle gleichermassen umsetzbar sind. Ich bin dankbar, in einer Position zu sein, mir diese Gedanken machen zu können und diese Gedanken auch zu teilen.
Wie Bertrand Piccard sagt, kann eine Krise eine grosse Chance sein, Handlungsweisen, Gewohnheiten, Werte, Glaubenssätze, sogar seine Identität zu verändern, wenn ich den Mut und das Vertrauen habe, in die Eigenverantwortung zu gehen, mich zu reflektieren und meinen Nachfahren eine nachhaltige Welt hinterlassen möchte. Denn dass die Welt, wie sie vor Covid-19 war, in einem kranken Zustand war, steht für mich ausser Frage.
Ob eine Ursache dafür eine immer stärker wahrnehmbare Angst ist - eine Angst davor, Fehler zu machen, eine Angst, Kinder zu überfordern oder ihnen zu wenig zu bieten, eine Angst, etwas zu verpassen, eine Angst, nicht genügend Anerkennung zu erhalten oder was es sonst noch so alles an Ängsten gibt - ist an uns Menschen, zu reflektieren, zu hinterfragen. Letztendlich trifft jeder Mensch für sich selbst eine Entscheidung um bei sich Veränderungen einzuleiten. Angst ist für mich ein hemmendes Gefühl, das, wenn es im Übermass vorhanden ist, viele Handlungen und Entscheidungen blockieren kann.
Durch die von fast der gesamten Welt gewählten Strategie der Unterdrückung des Virus werden wir wohl noch lange von dieser Angst vor Ansteckungen geprägt sein. Aufgrund dessen, dass Covid-19 ein Ereignis ist, welches die ganze Welt betrifft, und wir alle erfuhren in Angst leben zu müssen, hoffe ich auf eine stärkere Sensibilität und ein globales Denken gegenüber allen Menschen auf unserer Erde. Und vielleicht ist gerade deshalb dies der Weg, damit wir uns in Mitgefühl gegenüber Betroffenen aus Kriegsgebieten, Hungerleidenden oder "Industrieausgebeuteten" üben dürfen. Wie kann ich dieses Mitgefühl in meine täglichen Entscheidungen und mein Tun einfliessen lassen?
Wenn ich meine Zeilen lese, so ist da fast eine eigene kleine "Sternstunde" entstanden. Mir war wichtig, dies aufschreiben zu können, um meine Gedanken in Worte zu fassen, mich zu zeigen, um meine Verantwortung, die auch ich in dieser Welt zu tragen habe, wahrzunehmen. Was dies in euch allen, die diese Zeilen lesen, auslöst, kann und will ich nicht beeinflussen. Es würde mich freuen, wenn sie dazu beitragen, dass wir alle unsere Eigenverantwortung wahrnehmen, unser Vertrauen in uns selbst stärken, wir über unsere Gedanken kommunizieren und einen bewussten Umgang mit unseren Ängsten erlernen.
All diese Gedanken wurden in der Absicht geschrieben, positiv in die Zukunft zu schauen, ohne dabei zu vergessen, dass viele durch Covid-19 einen grossen Verlust erlitten haben.
Mit herzlichen Grüssen
Rolf